Metta
Metta Meditation
Die Metta Meditation ist die Meditation zur Entwicklung nicht-bedingter Liebe und Güte.
Die Metta Meditation wurde schon vom historischen Buddha gelehrt und wird heute insbesondere im Theravada-Buddhismus gepflegt, der ältesten lebendigen Tradition des Buddhismus.
Die Liebe ist das universelle verbindende Element aller reifen Religionen, ihre persönliche Entfaltung im einzelnen Menschen ist der Gradmesser seiner spirituellen Entwicklung.
Wo Hass herrscht, taugt entweder die Religion nichts oder die Gläubigen versagen.
Was ist Liebe
Was ist Liebe und warum gibt es eine Meditation zur Entfaltung unbedingter Liebe und Güte?
Liebe ist die Verbindung eines isolierten Wesens mit einem, vielen oder allen anderen Wesen zu einer Ganzheit.
Diese Ganzheit kann eine Paarbeziehung, eine Familie, eine Gemeinschaft, die Menschheit, Gott oder das universelle Bewusstsein sein.
Mit Verbindung ist dabei nicht eine körperliche oder physische Verbindung gemeint. Liebe ist vielmehr die emotionale und geistige Verbundenheit bzw. Rückverbindung zur verlorenen Ganzheit. Neben der Entwicklung der Weisheit ist sie der zweite große Weg zur Überwindung der Dualität.
Widerstände
Die Verbindung zur Ganzheit wird erschwert durch vermeintliche Interessengegensätze, Egoismus, Engherzigkeit, unangemessene Emotionen, durch die gedachte und gefühlte Isolierung von der Ganzheit.
In der Metta-Meditation geht es daher darum, die Vorbehalte, Bedingungen, Einschränkungen und Konditionierungen, die einer nicht-bedingten, uneingeschränkten Liebe im Wege stehen, abzubauen.
Wozu soll das gut sein?
Muss man denn alles und jedes lieben? Sollte man nicht etwas kritisch und wählerisch sein?
Christen werden sich um eine offenherzige Liebe bemühen, um die unbegrenzte Liebe Gottes zu allen Wesen durch ihre Praxis zu verwirklichen, Buddhisten versuchen, die von einem illusionären, von der Ganzheit abgetrenntem Ich aufgebauten Widerstände gegen die Erkenntnis der Allverbundenheit abzulegen.
Bedingte Liebe ist Leiden.
Bedingte Liebe ist von ihren Bedingungen abhängig.
Eine Liebe, die von Wohlgefallen, Schönheit, Nettigkeit, Erfolg, Reichtum und der Gegenliebe des anderen abhängig ist, ist mit Wegfall der Bedingung vorbei. Bedingte Liebe erzeugt stets die Angst, sie zu verlieren. Sie befreit daher nicht wirklich von Einsamkeit und Isolierung, die die Liebe ja überwinden will. Bedingte Liebe verdrängt die in allem mit enthaltenen negativen Aspekte, d.h. sie ist immer in Gefahr, an ihren Bedingungen zu scheitern. Sie ist daher letztlich eine Form des Leidens.
Unbegrenzte Liebe umfasst und übersteigt Gut und Böse, schön und hässlich. Das mit der unbedingten Liebe verbundene Glück ist von Bedingungen ebenso unabhängig wie die nicht-bedingte Liebe selbst.
Praxis
Die Praxis der Metta-Meditation ist alles andere als gefühlsduselig oder schwärmerisch. Sie hat vielmehr ein tiefgreifendes Erkenntnis- und Veränderungspotential.
Ziel der Meditation ist unter anderem, Herzensgüte zu entwickeln und die Grenzen des beschränkten Ich zu erweitern und schließlich zu überwinden.
Die liebende Güte wird für verschiedene Wesen entwickelt.
Im Einzelnen sind dies zunächst der Meditierende selbst, dann nahestehende Menschen oder Wesen, weiterhin Personen, denen gegenüber man neutral oder indifferent eingestellt ist und schließlich Menschen, mit denen man Probleme hat bis hin zum „Feind“.
Wir beginnen bei uns selbst
Wir sprechen und wiederholen mit der inneren Stimme bzw. „atmen“ u.a. sinngemäß folgende Sätze:
„Möge ich frei sein von Gefahr,
möge ich gesund sein,
möge ich leicht (ohne Sorgen) durchs Leben gehen,
möge ich glücklich sein“
Die Sätze sind keine Suggestionen, sondern Anregungen, die wir wie Samen in die Erde unserer Gefühle legen und die sich dort im Laufe der Zeit entfalten.
„Meditationstechnisch“ gesehen sind die Sätze auch Konzentrationshilfe. Wir kehren zu ihnen zurück, wenn wir während der Meditation von den Gedanken und Gefühlen der Sätze abschweifen. Natürlich konzentrieren wir uns nicht mechanisch auf das unabgelenkte Wiederholen der Sätze, sondern geben diesen in unseren Gefühlen und Gedanken Raum zur Entfaltung
Selbsterkenntnis durch Akzeptanz
Mit der Übung lernt man, sich selbst besser zu akzeptieren. Der besondere, paradoxe Effekt ist dabei der, dass man sich nicht durch eine rosa Brille sieht und gegenüber seinen Schwächen blind wird.
Im Gegenteil, erst durch die bedingungslose Selbstakzeptanz kommt man in die Lage, seine Schwächen und verleugneten Probleme wahrzunehmen und die damit verbundenen negativen Gefühle zuzulassen.
Die Annahme der eigenen Schwächen ist damit ein Akt, sich der Realität zu stellen, auch harte Arbeit im Sinne des Zen, sein Ego, seine Verblendungen loszulassen. Getragen von der Liebe, ist dies jedoch ein zwar sanfter, aber sehr wirksamer und nachhaltiger Weg, da die Aussöhnung mit sich selbst befreit und Kraft gibt, Kraft, weiterzugehen und sich zu verändern.
Mit der Akzeptanz meiner Selbst und des Narren in mir, habe ich dann auch weniger Probleme mit meinen Mitnärrinnen und –narren.
Warum tue ich mir das an?
Wenn man sich selbst Glück und Wohlergehen wünscht, drängen sich natürlich auch Fragen dazu auf, warum man sich selbst schädigt und sich oft überhaupt nicht rücksichts- und liebevoll gegenüber sich selbst verhält:
„Warum malträtiere ich meinen Körper mit Nikotin, Alkohol, fast Food, zu lauter „Musik“ usw.?“
„Warum beleidige ich Geist und Seele mit TV-Müll?“
„Warum setze ich nicht um, wovon ich „eigentlich“ überzeugt bin?“
„Warum folge ich nicht konsequent meinem Weg?“
Erst wenn ich diese Verhaltensweisen als Selbstschädigung und mangelnde Liebe mir selbst gegenüber zutiefst erkenne und zunächst akzeptiere, bin ich bei meiner Narrennatur, bei der Realität, erkenne die Konzepte und Verblendungen, die mir mein bisheriges Verhalten auferlegt haben.
Das Ändern des lieblosen Verhaltens gegenüber sich selbst bekommt aus dem beschriebenen Blickwinkel der Liebe einen ganz anderen Charakter:
Der Verzicht auf Selbstschädigung z.B. durch Fehlernährung, Genussgifte, toxischen Medienkonum etc. stellt damit keinen genussfeindlichen Verzicht, blutleere Askese, sondern eine Befreiung von Abhängigkeit dar, die den Genuss der Freiheit bringt.
Das umzusetzen, was man „eigentlich“ für richtig hält, erkennt man als Wohltat sich selbst gegenüber. In Übereinstimmung mit sich zu leben setzt mehr Energie frei als die Überwindung äußerer und innerer Hindernisse kostet.
Wenn wir die Meditation der Güte auf andere Menschen oder Lebewesen ausdehnen, erweitert auch dies unsere Selbsterkenntnis, aber natürlich auch unser Verhältnis zu diesen, was auch wieder auf uns zurückwirkt.
